Großalarm aktiviert 200 Helfer
Elf Feuerwehren und BRK proben bei Großübung bei der Familie Falter – Start der Brandschutzwoche
Seiboldsried. Ein Brand in einer etwas abseits gelegenen, nicht gerade einfach erreichbaren Reithalle, direkt daneben Holz-Scheunen voll Stroh und Heu, Ställe mit Pferden und Rindern, 28 Kinder und Erwachsene, die in einem verrauchten Gebäude vermutet werden – im Ernstfall eine ziemliche Herausforderung für alle Helfer. Auch für Ausnahme-Situationen wie diese bereiten sie sich aber bestens vor: 200 Aktive von elf Feuerwehren aus zwei Landkreisen sowie vom BRK kamen am Freitagabend zu einer Großübung auf das Anwesen der Familie Falter in Seiboldsried (Gemeinde Bischofsmais). Miteinander probten sie für den Fall der Fälle und starteten zugleich die Brandschutzwoche im Landkreis.
Wenn bei der Leitstelle ein Szenario wie hier gemeldet wird, ist Eile geboten. "Vor allem, wenn Leute in Gefahr sind", betont Michael Pledl, Kommandant der Feuerwehr Hochdorf und Einsatzleiter bei der angekündigten Gemeinschafts-Übung. "Wir wussten, dass die Reithalle schon in Flammen steht, dass Personen vermisst werden und dass das Feuer jederzeit auf die nächsten Gebäude übergreifen kann", schildert er die Lage. Um 18.30 Uhr heulten die Sirenen – eine knappe Viertelstunde später übergaben die Atemschutzträger die ersten Verletzten an die Sanitäter, das Löschwasser schoss schon aus den Schläuchen der Tankfahrzeuge. Bereits 25 Minuten nach der Alarmierung stand die erste der beiden über 700 Meter bis einen Kilometer langen Schlauchleitungen. "Das ist schnell, gerade, weil manche Feuerwehren doch eine längere Anfahrt hatten", verdeutlicht der Einsatzleiter.
200 Helfer arbeiteten bei dem "Großeinsatz" Hand in Hand. Sie kamen mit über 20 Fahrzeugen und allerhand Ausrüstung, vom schweren Atemschutz bis zum Versorgungszelt für die Verletzten nach Seiboldsried. Die Feuerwehren Hochdorf, Bischofsmais, Habischried, Zell, Kirchberg, Mitterbichl, Raindorf, Untermitterdorf, Oberneumais, Weißenstein und Schaufling rückten an. Das BRK Regen war unter anderem mit der Schnellen Einsatzgruppe Behandlung, dem unterstützendem Sanitätsdienst, Kranken- und Rettungswagen sowie dem GW San-Gerätewagen vor Ort.
Gut 1,7 Kilometer Schlauchleitungen mussten aufgebaut werden, um Wasser aus der Zisterne Seiboldsried und aus dem Seiboldsrieder Klärweiher zu bekommen. Normalerweise gibt es einen Hydranten, wenige Meter vom Anwesen entfernt. Wegen eines Rohrbruchs war das Wasser in Seiboldsried aber knapp. "Deswegen haben wir für die Übung den Hydranten nicht genutzt, im Ernstfall wäre das natürlich anders", erklärt Michael Pledl.
Das Feuer in der Reithalle musste gelöscht, die Scheune gekühlt, weitere Gebäude mussten abgeschirmt werden, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Eine Besonderheit: die große Zahl der Vermissten. Aus der Scheune drang dichter Rauch. 28 Männer Frauen und Kinder galt es hier zu finden. Mächtig ins Schwitzen gerieten die Atemschutzträger, die die vermeintlichen Opfer retteten. Etliche Verletzte waren bewusstlos, viele nicht in der Lage, aufzustehen oder zu gehen. Einiges zu tun hatten auch die Ehrenamtlichen des BRK um Franz-Josef Hock, um die Männer, Frauen und Kinder zu versorgen, die Rauchvergiftungen, aber teils auch schwere Verbrennungen hatten. Die Helfer kümmerten sich im Notfall- und Sanitätszelt vor Ort um sie – und spielten die Abläufe durch, die im Ernstfall dafür sorgen, dass die Verletzten schnell per Hubschrauber oder Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. "Gerade bei uns im ländlichen Raum wäre das bei so vielen Verletzten die größte Herausforderung", erklärt Franz-Josef Hock vom BRK.
Das Fazit von Einsatzleiter Michael Pledl fiel positiv aus: "Wir hatten eine gut Übung und eine schnelle Personenrettung." Auch Kreisbrandmeister Alois Wiederer überzeugte sich, wie gut die Zusammenarbeit der Helfer klappt, auch bei Großeinsätzen.
Nur Kleinigkeiten mussten bei der Einsatzbesprechung geklärt werden. Schnell zu Ende war die Besprechung trotzdem nicht. Sie dauerte bis tief in die Nacht – das lag aber eher am geselligen Miteinander samt Brotzeit und Getränken, die Thomas und Kristina Falter allen 200 Helfern als Dankeschön für ihren Einsatz spendierten.